Seit 3 Jahren leben wir nun in Chiclana, und unser Sohn, der gerade 18 wurde, hatte bisher keinerlei Sehnsucht , nach Deutschland in unser Haus zu kommen, selbst Weihnachten hat er lieber in Spanien mit seinen Freunden verbracht, als in Deutschland mit Familie. Nun gut, ich hatte Verständnis dafür, denn es erinnert mich an meine eigene Jugend (mehr dazu im neuen Residentenkurier). Also habe ich die letzten 2 Jahre Weihnachten getrennt von Mann und Sohn in Deutschland verbracht, mit meinem Papa, Familie und vielen lieben Freunden, die ich eben doch sehr vermisse. Aber heuer habe ich die geniale Lösung gefunden: Tino darf einfach ein paar spanische Freunde mitbringen, unser Haus ist zum Glück groß genug, dann sind wir endlich wieder alle gemeinsam in Deutschland zu Weihnachten. Und tatsächlich haben sich spontan gleich 3 Jungs und 1 Mädchen entschieden, einmal deutsche Weihnacht zu erleben, und wir hoffen jetzt sehr auf weiße Weihnacht, denn Schnee ist für diese Südspanier etwas völlig Neues.
Am Freitag sind wir mittags mit 2 Autos von Chiclana zum Flughafen Malaga gefahren, eigentlich nichts Besonderes, könnte man meinen. Aber bei 7 Reisenden (Roland, Bea, Tino + 4 chicos), 2 Fahrern und 1 Mutter sind 2 gewöhnliche Personenwagen voll besetzt! Dazu aber noch 7 Koffer mit Winterklamotten, 7 x Handgepäck/Rucksäcke, Fotokamera, 1 Koffer voller Geschenke und Mitbringsel, und nicht zu vergessen: 6 Laptops!! Da kann sich jeder ausmalen, wie es in den Autos zuging, aber wir haben es geschafft.
Der Flieger ging abends um 20:10h nach München, was allerdings bedeutete, dass wir erst kurz vor Mitternacht angekommen sind. Und da gibt es keinen Zug mehr nach Osterhofen in Niederbayern (www.Osterhofen.de). Wir haben unser Auto, Citroen Xsara, immer bei einer Freundin in Erding stehen, so dass sie uns jedesmal abholt und wir dann mit dem Auto nach Hause fahren. Aber wie gesagt, bei der Anzahl der Personen und Koffer etc.!!! Purer Glücksfall, dass besagte Freundin Elke einen Familienvan mit Platz für 7 Personen hat und gemeinsam mit ihrer Tocher nicht nur unser Auto zum Flughafen brachte, sondern auch noch ihren Van. Also wurde unser Auto mit sämtlichen Gepäck beladen, und ihr Van mit den Jugendlichen, und ab nach Pretzen bei Erding. Wieder so ein Glücksfall: unsere Elke besitzt ein großes Haus, mit einem Studio im 1. Stock, ideal für ein Matratzenlager! Die Jungs konnten es gar nicht fassen, ein Raum so groß wie in Spanien fast ihr ganzes Haus (und wenn ich sage "Jungs" ist natürlich immer das Mädl miteingeschlossen). Eine Stunde lang lagen sie wach und haben diskutiert, was wohl in Deutschland anders ist, dass man solch große Häuser hat, alles schön mit Holz verkleidet, und was man dafür wohl studieren und arbeiten muss, um sich dies eines Tages leisten zu können. Eine Stunde, die das Leben dieser Jugendlichen entscheidend prägt, ihnen das "Fernweh-Virus" eingeimpft hat, und vor allem die Motivation, etwas aus sich und ihrem Leben zu machen.
Samstag früh ging das Staunen gleich weiter: deutsches Brot, selbstgemachte Marmelade, Wurst und Käse zum Frühstück (?!?), Lebkuchen, Plätzchen, dazu eine schön dekorierte Stube, mit einem Kachelofen, an den man sich anlehnen und wärmen kann, ein duftender Adventskranz aus echten Zweigen, und ein Garten ohne Mauer drum rum, Fenster ohne Gitter, keine Abtrennung zum Nachbarn hin, alles offen und mit ewig weiter Sicht, einfach unfassbar, ungewöhnlich, aber unglaublich schön. Bei all der Faszination dieser Jugendlichen wird mir wieder mal bewußt, wie reichhaltig der spanische Wortschatz ist, um schöne Dinge zu beschreiben.
Ein weiterer glücklicher Zufall will es, dass die S-bahn gleich in der Nähe ist und wir nun die 5 mit einem Bayern-ticket auf Tour schicken, rein nach München, raus am Marienplatz, und zum ersten mal in ihrem Leben auf einen typisch deutschen Weihnachtsmarkt. " Ich habe mich gefühlt wie ein Kleinkind, so voller Freude, so viele leckere Überraschungen, die Augen wurden immer größer, der Mund ging nicht mehr zu, "O-Ton Miguel.
Am Nachmittag trafen wir dann alle etwa gleichzeitig in Osterhofen ein, die 5 per Zug, und Roland und ich mit dem Auto voller Gepäck, in ein Haus, in dem es durch die lange Abwesenheit nicht einmal Grundnahrungsmittel gibt (seit wir einmal Obstfliegen hatten, wird bei jeder Abreise ALLES geräumt). Aber egal, denn bis das Kellerapartment von den Jungs in Beschlag genommen wurde, die Koffer ausgepackt, alles verstaut, alle 5 geduscht und gestriegelt waren, hat Roland den Großeinkauf erledigt und- seine Lieblingsbeschäftigung - gekocht!! Und ich hab mal schnell im Büro das Internet ausprobiert: klappt von meinem Tischcomputer aus, also alles bestens, dann kann ich ja am Abend am Kurier weiterarbeiten und nachts den Adventskalender aktualisieren!
Das Essen wurde wiederum zu einem besonderen Augenschmaus für unsere Jungs: "Ich habe eine Theorie", sagt Miguel. "Hier in Deutschland wachsen die Nudel proportional zur Größe der Häuser, denn die sind 3 x so groß wie bei uns, solche Mega-Makkaroni habe ich im Leben noch nicht gesehen!" (wenn mir die Jungs mal ihren Fotostick rausrücken, dann kann ich ein paar Bilder dazu liefern!).
Anschließend haben die Jungs mein Büro im 1. Stock, ein großes Videostudio, für sich belagert, um einen Film anzuschauen. Also habe ich mich an den Eßtisch im EG verzogen, um am Laptop an der neuen Ausgabe des Residenten-Kurier weiterzuschreiben. Kurz vor Mitternacht wollte ich dann schnell den Adventskalender aktualisieren, woran ich aber nicht gedacht hatte: die anderen haben ja auch Laptops, und ALLE wollten ins Internet! Mein Studio glich gerade einem Informatik-Hörsaal, das Kabelgewirr eher einem Technikraum einer Computerfirma, die gerade einen neuen Server aufbaut. 3 verschiedene Router wurden soeben ausprobiert (die sie von zu zuhause in Spanien mitgebracht hatten, um unser Haus in eine WIfi-Zone (wireless Lan) umzufunktionieren, und nun war ich gefragt: gibt es ZUFÄLLIG noch die Zugangsdaten zu dem DSL-Anschluss im Haus?? (haben wir seit Jahren nicht mehr gebraucht!). Aber wie Mütter halt so sind, die immer alles wissen müssen, wer wann was wo im Haus hinterlegt haben könnte, so kam mir auch in diesem Moment die zündende Idee, und nach ein paar Fehlgriffen in Schubladen mit Garantiescheinen, Telefon-Gebrauchsanleitungen, Unterlagen über die Telefonanlage im Haus tat ich den entscheidenden Griff in einen Ordner (deshalb heißen die Dinger wohl so) und fand eine uralte Bescheinigung mit einer Ziffernfolge, die so manchen Zweifel aufkommen ließ: Benutzername hatte ich mir einmal mit Bleistift dazu notiert: die 12-stellige Ziffer der Anschlusskennung, dazu noch weitere ca. 20 Nummern und am Ende irgendetwas mit t-online.de. Als Passwort stand da wieder eine ewig lange Ziffernfolge, die sich wohl niemals jemand einprägen konnte. Aber siehe da, das Wunder ist geschehen, dank dieser Daten hatten wir auf einmal alle NETZ!!! Nur für kurze Dauer, gerade so lange, um den Adventskalender zu aktualisieren. Kaum war ich wieder unten am Eßtisch und wollte Texte und Bilder runterladen, die ich per mail für den Kurier bekommen hatte, streikte die Internetleitung an meinem Laptop, und- wie sich dann herausstellte, bei allen, denn es traten erneute Probleme auf, die dann jedoch bis um 2 Uhr nachts endgültig gelöst waren. So, und nun sitze ich da, kann Euch ein wenig berichten und bin froh, dass die Verbindung klappt: der neue Kurier ist fast fertig, ich hoffe, dass er morgen online ist. Bitte einfach die Tage öfter mal reinschauen, ich habe ein Weihnachtssonderheft vorbereitet.
Jetzt muss ich mich aber sputen, damit es bald fertig wird. Bis später. Hier noch ein schönes Gedicht für den heutigen 4. Adventssonntag.
herzliche Grüße
Beatrice
Hallo Bea, das ist ja eine ganz fazinierende Weihnachtsgeschichte. Wünsche dir und Roland weiter viel Spaß mit den Jungs. Bis bald, viele Grüße, Heidi
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